Philosophische PsychotherapieDas Schöne als Therapeutikum
311 Seiten (Printausgabe)
Erscheinungsjahr 2016
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Wenn man die großen Philosophen befragt, gibt es keinen Zweifel: Das Schöne ist ein Medikament. Es enthüllt das Wahre und das Gute (Platon), es zeigt die harmonische Ordnung und den Glanz der Dinge (Pseudo-Dionysius Areopagita), es ist eine der transzendentalen Bestimmungen Gottes (Thomas von Aquin), in der Schönheit scheint die Welt in ihrer Vollkommenheit (Baumgarten), das Schöne ist Symbol des Sittlichguten und befördert die Lebenskräfte (Kant), es ermöglicht die Erfahrung der Freiheit (Schiller), es ist Aufenthaltsort und Anschauungsmedium des absoluten Geistes (Hegel), es ist die Instanz, die dem Verfall der Werte und dem Nihilismus Einhalt gebietet (Nietzsche), das Schöne ist eine Erfahrung, die zu einer temporalen Erlösung vom Leiden am Dasein führt (Schopenhauer) und die Seinsvergessenheit aufhebt (Heidegger). Durch die ästhetische Erfahrung des Schönen wird der kapitalistischen Kolonialisierung der Wirklichkeit ein Korrektiv entgegengehalten (Marcuse, Adorno) und der Vorschein des Schönen und das Einleuchten des Verständlichen sind wesensverwandt (Gadamer).
Eine Philosophische Psychotherapie, welche sich auf die Ästhetik-Tradition des Abendlands bezieht und die Erfahrung des Schönen ins Zentrum der therapeutischen Bemühungen stellt, geht davon aus, dass durch ästhetische Erfahrungen das Urvertrauen und die Seinssicherheit zurückgewonnen werden können. Die Erfahrung des Schönen sagt uns nicht nur: »Du mußt Dein Leben ändern« (Rilke), sondern verankert diese Erfahrung im Vertrauen darauf, dass die Neugestaltung des Lebens gelingen kann. Damit werden ästhetische Erfahrungen zu Transformationserfahrungen und ästhetische Objekte zu ins Gelingen verliebten Verwandlungsobjekten.
Das Buch des Philosophen und Psychotherapeuten Martin Poltrum zeigt, wie die Erfahrung des Schönen in der Psychotherapie eingesetzt werden kann und was diese Erfahrung zu denken gibt.